EU-Pflanzenschutzpaket gefährdet Landwirtschaft
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Mittwoch, 10. Dezember 2008 um 11:13

JunglandwirtInnen im BDL bemängeln einseitige Debatte

„Wenn das EU-Pflanzenschutzpaket Anfang nächsten Jahres so verabschiedet wird, wie es jetzt auf dem Tisch liegt, ist die Landwirtschaft ernsthaft gefährdet.“ So drastisch, wie die Einschätzung von Johannes Scharl, dem stellv. Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), ist, so einig sind sich die jungen LandwirtInnen in dieser Einschätzung. Das wurde gestern bei der Sitzung des BDL-Arbeitskreises Agrarpolitik deutlich. Dutzende JunglandwirtInnen waren nach Berlin gekommen, um mit Gerd Sonnleitner, dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), über die Landwirtschaft der Zukunft diskutieren.

Dabei spielte das EU-Pflanzenschutzpaket die zentrale Rolle. „In der Debatte wird gern vergessen, dass wir Pflanzenschutzmittel nicht zum Selbstzweck einsetzen, sondern damit die VerbraucherInnen schützen wollen. Sie verhindern, dass beispielsweise verpilztes Getreide in den Umlauf kommt und gegessen wird“, begründet Johannes Scharl das vehemente Eintreten des BDL für eine Änderung der Vorlage. „Hier müssen wir ansetzen und die VerbraucherInnen besser aufklären“, erklärt er.

Pflanzenschutz dürfe nun einmal nicht nur in Hinblick auf die Risiken für Umwelt und Gesundheit der VerbraucherInnen betrachtet werden. Vielmehr ist er eine notwendige und sinnvolle Aufgabe in der Landwirtschaft, betont der BDL. Nur so lasse sich die Nahrungsmittelproduktion in ausreichender Menge und guter Qualität sicherstellen, so der stellv. BDL-Bundesvorsitzende. Das sei umso wichtiger, als dass sich die Herausforderung der Zukunft – die Sicherung der Nahrungsmittelproduktion – mit einem deutlich reduzierten Pflanzenschutz nicht leisten lasse, sind sich die jungen LandwirtInnen einig. Für das Jahr 2050 wird ein um 55 Prozent gestiegener Nahrungsmittelbedarf prognostiziert.

Wenn es so kommt, wie von der EU geplant, fallen bis zu 80 Prozent der Pflanzenschutzmittel weg. Die LandwirtInnen fürchten um ihre Erträge. Wechseln sie bisher nach der guten fachlichen Praxis oft die Wirkstoffe, um beispielsweise Resistenzen zu vermeiden, können sie das künftig nicht mehr. „Mit der vorliegenden EU-Regelung ist das unmöglich und eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft vorprogrammiert“, warnt der stellvertretende BDL-Vorsitzende.

DBV-Präsident Gerd Sonnleitner stimmt der Einschätzung der jungen LandwirtInnen im Arbeitskreis Agrarpolitik zu. In der leidenschaftlichen Debatte, geprägt von den politischen und fachlichen Kenntnissen der jungen ExpertInnen, äußert der DBV-Präsident sein Unverständnis für die derzeitige Praxisferne in Brüssel. Wer verlangt, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln 48 Stunden vorher gemeldet wird, obwohl einem das Wetter in diesem Zeitraum noch etliche Striche durch die Rechnung machen könne, zäume das Pferd von der falschen Seite auf, war sich die Runde einig. An dieser Stelle müsse genauso nachgebessert werden, wie bei den Ausschlusskriterien für bestimmte Wirkstoffe, hieß es bei den JunglandwirtInnen im BDL-Arbeitskreis.

Sie halten es nämlich für falsch, dass bei der Zulassung nur mögliche Gefahren der Wirkstoffe in Reinform berücksichtigt werden. „Doch der Einsatz der Pflanzenschutzmittel erfolgt in extrem verdünnter Form unter Beachtung strenger Vorschriften“, so Johannes Scharl und fordert an dieser Stelle Änderungen ein.

Zudem sind die jungen LandwirtInnen im BDL – anders als das EU-Parlament – der Ansicht, dass eine europaweite Harmonisierung der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln auf lange Sicht unausweichlich sei. „Der ursprüngliche Vorschlag einer zonalen Zulassung wäre ein guter Ansatz, um den Weg dafür zu bereiten“, so der stellv. BDL-Bundesvorsitzende gestern in Berlin. Zudem sei es dringend erforderlich, Forschung und Entwicklung im Pflanzenschutz zu fördern und auszubauen, stellte der Arbeitskreis Agrarpolitik einhellig fest.

Quelle: Bund der Deutschen Landjugend, 10.12.2008

 
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