Weizenexporte sorgen für Marktentlastung
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Montag, 27. April 2009 um 09:27
Seit Dezember sinken die Weizennotierungen tendenziell zwar nicht mehr, aber die freundlichere Entwicklung in den ersten Monaten von 2009 reicht bei weitem nicht, um wieder an das Erntepreisniveau heran zu kommen. Zuletzt gaben sie erneut nach.

Die Weizenpreise wären wahrscheinlich noch stärker unter Druck geraten, wenn nicht ein sehr reges Exportgeschäft für deutliche Entlastung gesorgt hätte. Die EU-Weizenausfuhren sind mit bislang (Ende März) 16,2 Mio. t fast dreimal so hoch wie zur gleichen Vorjahreszeit. Sie werden natürlich in erster Linie mit französischen Herkünften bedient (45 %), aber auch deutscher Weizen behauptet sich seit Herbst 2008 recht erfolgreich im Wettbewerb auf Drittlandsmärkten. Nahezu 18 % der EU-Weizenexporte in 2008/09 entfallen bislang auf deutsche Anbieter. Für norddeutsche Weizenerzeuger ist zudem nach wie vor insbesondere auch der Absatz an Mühlen in Belgien und in den Niederlanden wichtig.

Während es in 2007/08 nur geringe qualitätsbedingte Preisunterschiede gab, weil auf Grund der allgemeinen Knappheit auch für Futterweizen über eine längere Zeit außerordentlich hohe Preise gezahlt wurden, zeigt sich in diesem Wirtschaftsjahr zumindest zeitweise wieder eine wesentlich stärker ausgeprägte Spreizung. Die hohe Erntemenge setzte zunächst die Futterweizenpreise besonders kräftig unter Druck. Während und unmittelbar nach der Ernte war außerdem ein ungewöhnlich großes Preisgefälle zwischen B-Weizen mit 12 % und B-Weizen mit 11,5 % Protein zu beobachten. Der Grund dafür wurde in dem 2008 besonders großen Angebot an Weizen mit relativ niedrigem Eiweißgehalt und in den für höhere Qualitäten wesentlich besseren Exportchancen gesehen. Allerdings hat sich anschließend nicht nur der Abstand zwischen Brotweizen und Futterweizen wieder rasch verringert, sondern auch der zwischen dem 11,5%- und dem 12%-Mühlenweizen.

Maßgeblich für die im Herbst stark abnehmende Preisdifferenz zwischen Brotweizen und Futterweizen ist die übliche Neigung vieler Landwirte, schlechtere Qualitäten gleich aus der Ernte heraus zu verkaufen und eher die besseren Partien einzulagern. Das setzt den Futterweizen naturgemäß immer gleich zu Beginn der Saison unter überproportionalen Preisdruck. Dass Brot- und Futterweizen sich in letzter Zeit wieder etwas mehr auseinander entwickeln, liegt zum Teil daran, dass die Absatzperspektiven für Futtergetreide sich wegen der rückläufigen Tierbestände zuletzt wieder leicht eingetrübt haben.

Wenn größere Exportaufträge zu erfüllen sind, verbessern sich zeitweise deutlich spürbar die Absatzchancen für Brotweizen aus hiesiger Erzeugung. Die volumenmäßig besonders bedeutsamen Absatzmärkte für einfachen Brotweizen in Nordafrika werden traditionell in erster Linie von Frankreich aus beliefert. Der Wettbewerb durch russische und ukrainische Anbieter hat zugenommen und ist dort ebenso wie in einigen Ländern im Nahen Osten jetzt deutlich stärker als noch bis Januar. Dazu trägt neben der Überwindung logistischer Schwierigkeiten in der Schwarzmeerregion auch der neuerdings wieder stärkere Eurokurs bei. Drittlandsexporte aus Norddeutschland sind in erster Linie eher in Nischenmärkten erfolgreich, die aus Qualitätsgründen gewöhnlich weder von Frankreich noch von Osteuropa aus bedient werden können. Deshalb ist hier der Konkurrenzdruck und auch der Währungseinfluss etwas geringer.

Weizenerzeuger sollten Vermarktungsgelegenheiten nutzen, die sich eventuell Anfang April noch beispielsweise im Zuge einer 550.000 t - Ausschreibung für Weizenlieferungen in den Iran ergeben könnten. Wenn direkte Lieferungen für diesen Auftrag dann nicht mehr möglich sind, kann in der Folge davon kurzfristig dennoch ein positiver Effekt nachwirken. Ohnehin ist wegen des bislang anhaltend guten Exportgeschäfts insbesondere in Hafennähe schon relativ viel Weizen verkauft und ein Teil des frei gewordenen Lagerraums könnte unter Umständen noch einmal belegt werden, wenngleich Landhandel und Genossenschaften dabei recht vorsichtig sein werden. Anders sieht es bei größerer Entfernung von Wasserplätzen aus. Dort ist eher damit zu rechnen, dass noch einiges an Weizen in den Lägern liegt und demnächst noch zur Vermarktung ansteht. Wenn sich hier Liefermöglichkeiten ergeben, sollten sie demnächst ebenfalls genutzt werden. Erfahrungsgemäß lassen sich in bestimmten Fällen für solche Liefertermine noch etwas günstigere Preise erzielen, zu denen die meisten Landwirte aus arbeitswirtschaftlichen Gründen gerade nicht auslagern wollen. Dieser Effekt sollte aber nicht überschätzt werden. Im Vergleich zu früheren Jahren ist er nicht mehr so bedeutend, denn veränderte Prognosen können den Markt insgesamt jederzeit in Bewegung bringen und ungleich größere Preisänderungen auslösen.

Aktuelle Schätzungen sehen die kommende Weizenernte der Europäischen Union bei etwa 128 Mio. t. Das wären 16 Mio. t mehr als 2007, aber gut 12 Mio. t weniger als 2008. Die EU-Weizenanbaufläche fällt zwar nur um etwa 2 % geringer aus als im vergangenen Jahr, wegen einer weniger hohen Ertragserwartung dürfte die Erzeugung aus gegenwärtiger Sicht aber um 8 - 9 % unter dem Vorjahresergebnis bleiben. Auch die Prognosen für die Welt-Weizenernte 2009/10 liegen deutlich unter Vorjahresniveau. Das australische Amt für Land- und Rohstoffwirtschaft erwartet für 2009/10 eine deutlich geringere Welt-Weizenerzeugung als das US-Agrarministerium und als der Internationale Getreiderat. Statt mit etwa 650 Mio. t rechnet man dort derzeit nur mit 632 Mio. t. Das wäre 8 % weniger als 2008/09. Damit bliebe die Weizenproduktion wohl wieder deutlich unter dem jährlichen Verbrauch und die weltweiten Lagervorräte würden im kommenden Wirtschaftsjahr wieder sinken, nachdem sie sich in 2008/09 gerade auf voraussichtlich gut 155 Mio. t, den höchsten Stand seit sechs Jahren, vergrößern. Doch auch wenn sich eher die höheren Prognosen bewahrheiten sollten, wäre die globale Versorgungsbilanz bei Weizen wahrscheinlich allenfalls ausgeglichen, ein weiterer Aufbau von Lagerbeständen also kaum möglich.

Die Angebotssituation ist derzeit relativ entspannt. Das kann sich aber schnell wieder ändern, falls in den kommenden Monaten die Ernteprognosen in wichtigen Anbaugebieten erneut deutlich nach unten korrigiert werden sollten. Fest steht, dass in Folge der weltweiten Finanzkrise insbesondere in Osteuropa und in Südamerika in vielen Fällen nicht in ausreichendem Maße Betriebsmittelkredite gewährt wurden. Deshalb ist nicht nur der Anbauumfang, sondern insbesondere auch die Anbauintensität geringer als im Vorjahr.

Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 14.04.2009
 
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