Junge LandwirtInnen diskutieren Innovationen beim Deutschen Bauerntag

"Junge Menschen müssen in die Zukunft schauen", sagte Gunther Hiestand, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). "Das ist vor allem mit Blick auf die steigenden Anforderungen an Junglandwirte von großer Bedeutung." Der Fokus des Junglandwirtetreffs von BDL und Deutschem Bauernverband (DBV) auf dem Deutschen Bauerntag am 1. Juli in Berlin lag deshalb auf zukunftsfähigen Markt- und Wettbewerbsstrategien. Mehr als 100 Nachwuchs-AgrarierInnen waren der Einladung des BDL gefolgt. 

"Leidenschaft für die Arbeit ist einer der wichtigsten Faktoren, um erfolgreich zu sein", sagte Heike Strahle, Jungunternehmerin aus Niedersachsen. "In meine Adern jedenfalls fließt Putenblut." Es sei wichtig, dass junge Menschen ihre Stärken erkennen und diese nutzen. Und möglicherweise auch innovative Projekte wagen.

Eines stellte Podiumsgast Thomas Kluge vor. Der Geschäftsführer der brandenburgischen Doppelacker GmbH entwickelt agrothermische Technologien als eine Energieperspektive. Für ihre Pilotprojekte seien sie ständig auf der Suche nach Menschen, die der Technik gegenüber aufgeschlossen sind, sagte Kluge. Letztlich aber sind für eine Investitionsentscheidung die Bedingungen vor Ort entscheidend und ob die Potenziale umsetzbar sind, so der einhellige Tenor der Gesprächsrunde. Zu Mut in Investitionen rief Referent Michael Diestel auf. "Investieren in Landwirtschaft ist hip." Der Geschäftsführer und Mitbegründer der Agrokraft GmbH sieht viel Potenzial für Projekte rund um erneuerbare Energien im ländlichen Raum. "Wir müssen nur die Lücken und Nischen ausfindig machen." Die Agrokraft GmbH sieht ihre Aufgabe darin, regenerative Energieprojekte in der Landwirtschaft und bei Kommunen voranzutreiben und dabei viele Menschen einzubinden.

Zusammenarbeit ja, letztlich aber muss jeder seinen eigenen Weg finden. Darin war sich die Diskussionsrunde einig. "Das heißt auch, die damit verbundenen unternehmerischen Risiken müssen in Kauf genommen werden", stellte Thomas Keller von der Hoffnungstaler Werkstätten GmbH und Lobetaler Bio-Molkerei fest. Das Unternehmen produziert seit der Neuorientierung vor drei Jahren regionale Bioprodukte – mit einer Besonderheit: "Wir arbeiten mit behinderten Menschen zusammen", erzählte Keller. "Damit übernehmen wir neben der ökologischen Verantwortung auch eine soziale." Das schließt das pädagogische Konzept "gläsernes Klassenzimmer" ein, das Kindern und Jugendlichen die Türen zur Molkerei öffnet und ihnen gesunde Ernährung und Landwirtschaft näher bringt.

Einen Lehransatz verfolgt auch Magdalena Kliver, stellvertretende BDL-Vorsitzende. Der bisher kleinstrukturierte Familienbetrieb soll mit dem Ausbau zum "Lernort Bauernhof" eine pädagogische Ausrichtung bekommen und wäre damit der erste dieser Art im Saarland. Kinder verschiedener Altersgruppen können das Thema "Bauernhof" vor Ort erleben, "auch um zu erfahren, dass die Kuh eben nicht lila ist", betonte die 22-Jährige. Die notwendige wirtschaftliche Absicherung soll eine Eierproduktion bringen. "Fit für die Zukunft zu sein bedeutet eben auch zu investieren und sich neue Standbeine aufzubauen", sagte Kliver.  Damit griff sie eines der Themen auf, das die Jungunternehmerin zuvor vor den rund 1000 Delegierten des Deutschen Bauerntages in einer Podiumsdiskussion ausgeführt hatte. "Junglandwirte müssen in Zukunft verstärkt als Unternehmer handeln und denken, um ihre Betriebe fit für die Zukunft zu machen", sagte sie. Deshalb fordert der BDL von der Politik langfristige und verlässliche Rahmenbedingungen. "Die Gemeinsame Agrarpolitik muss aus Sicht des BDL das Ziel verfolgen, den Agrarsektor so zu stabilisieren, dass junge Landwirtinnen und Landwirte zukünftig ein angemessenes Einkommen erwirtschaften können."

Quelle: Bund der Deutschen Landjugend, 02.07.2010