Ohne uns bleibt der Teller leer
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Mittwoch, 23. Februar 2011 um 14:12
BDL-Bundesarbeitskreis Agrarpolitik tagte zum Thema „Das Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit“

Die junge, engagierte und hoch motivierte Elite des landwirtschaftlichen Berufsstandes kam am dritten Februarwochenende zu ihrer diesjährigen Klausurtagung im Berliner Wannseeforum zusammen. Ganz oben auf der Tagesordnung stand für die rund zwanzig JunglandwirtInnen aus allen Teilen Deutschlands die Frage, wie sie dazu beitragen können, das Image des Berufsstandes zu verbessern. „Angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbes um kluge Köpfe ist ein positives Image eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Nachwuchsgewinnung“, betonte Magdalena Kliver, stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend und Leiterin des Bundesarbeitskreises Agrarpolitik, zum Auftakt der Sitzung die Dringlichkeit des Anliegens der jungen AgrarierInnen.

Immer stärker prägen die Medien das Bild der Landwirtschaft und ihrer AkteurInnen in den Köpfen der Bevölkerung - ein Bild fernab der Realität. Gleichzeitig haben immer weniger Menschen einen direkten Bezug dazu, woher ihre Nahrungsmittel kommen und wie diese erzeugt werden. Insbesondere Debatten wie die Dioxin-Diskussion, bei der die sachlichen Argumente der LandwirtInnen in den Massenmedien wenig Beachtung fanden, aber auch permanente Angriffe auf die Landwirtschaft - durch Schlagworte wie "Gammelfleisch" oder "Massentierhaltung" befeuert - lädieren das Ansehen der LandwirtInnen in der Bevölkerung. Fernsehsendungen wie "Bauer sucht Frau" vermitteln den ZuschauerInnen zudem, dass (junge) Bauern eher vertrottelt und vor allem auf Frauensuche sind. Zeitschriften wie "LandIdee" bedienen in Zeiten einer immer komplexer werdenden Lebensrealität und der Aufweichung tradierter Sozialgefüge die Sehnsucht vieler Menschen nach einer "heilen Welt". Ein unbefriedigendes Bild sei dies, das dringend der Verbesserung bedürfe, waren sich die JunglandwirtInnen des Bundesarbeitskreises einig.
“Die Realität des hoch modernen Wirtschaftszweiges Landwirtschaft wird fast völlig ausgeblendet oder höchstens in verzerrten, effekthascherischen Bildern und Darstellungen thematisiert“, beschrieb Magdalena Kliver die Situation. Ein echtes Problem, das gelöst werden muss - nur wie? Eine Frage, die nicht nur die JunglandwirtInnen sondern die gesamte Agrarbranche umtreibt.

Eine Möglichkeit: von Experten lernen. Daher hatten die jungen ExpertInnen in Sachen Landwirtschaft zwei Experten in Sachen Kommunikation geladen: Dominik Thesing, Geschäftsführer der PR-Agentur Scholz & Friends Agenda, stellte die mehrstufige Kampagne zur Nachwuchsgewinnung im deutschen Handwerk vor. Alexander Springensguth, Geschäftsführer und Mitbegründer der PR-Agentur Cyrano, erläuterte die Wirkungsgewalt von Bildern und Sprache. Beide Referenten betonten, wie notwendig es für eine erfolgreiche, langfristig wirkende Imagekampagne sei, dass die Landwirtschaft mit einer Stimme, einheitlicher Sprache und klarer Botschaft operiere. Die Branche solle aus der Defensive, aus der Verteidigungshaltung im Krisenfall herausfinden, hin zu aktiver Meinungsgestaltung, regten die Referenten an. Die wichtige Bedeutung des Mediums Internet stehe dabei außer Frage. Bei dessen gekonnter und effektiver Anwendung gäbe es Nachholbedarf - hier waren sich JunglandwirtInnen und Kommunikationsexperten einig.

Einen Experten in Sachen Produktion und Technik, der gleichzeitig für die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit seines Unternehmens steht, fand der Bundesarbeitskreis in Josef Tillmann, Geschäftsführer der Tönnies Fleischwerke. Er stellte nicht nur das seit Jahren sehr erfolgreich agierende Unternehmen vor, sondern sprach ungeniert die Probleme der Öffentlichkeitswirkung der Branche an. Gleichzeitig erläuterte er, wie Tönnies dieses Problem angeht. Das Rezept hieße Offenheit, legte Josef Tillmann dar. So habe Tönnies beispielsweise schon vor Jahren begonnen, Führungen anzubieten, die den gesamten Schlacht- und Zerlegevorgang den BesucherInnen unter kundiger Führung nahe bringen. Anfangs zum Entsetzen mancher Branchenkenner, später - nachdem der Erfolg den Initiatoren Recht gab, dieses "Wagnis" eingegangen zu sein - mit wachsender Beachtung. Nie hätte er Abscheu oder Entsetzen erlebt, berichtete Herr Tillmann aus eigener Erfahrung als Tourführer, eher Neugierde gegenüber dem bisher Verborgenen. Zum Abschluss seines Vortrages lud er die Arbeitskreismitglieder ein, sich selbst ein Bild zu machen. Gerne nahmen die jungen AgrarierInnen dieses Angebot an.

Derart gerüstet mit Informationen und Erkenntnissen berieten sich die JunglandwirtInnen - bestimmt nicht zum letzten Mal zu diesem Thema - intern weiter. Dabei kristallisierte sich ein Selbstbild heraus, denn zu wissen, wer man ist, sei eine der wichtigsten Voraussetzung, um sich erfolgreich in der Öffentlichkeit zu positionieren, so die ArbeitskreisteilnehmerInnen. „LandwirtIn sein heißt für uns, hoch qualifiziert und vielseitig ausgebildet zu sein, einen modernen, anspruchsvollen Beruf auszuüben, neueste Techniken und wissenschaftliche Erkenntnisse innovativ anzuwenden und umzusetzen, unternehmerisch zu denken, nachhaltig zu wirtschaften, d. h. Verantwortung für die eingesetzten Ressourcen zu übernehmen und sich gleichzeitig voller Stolz bewusst zu sein, dass ohne uns die Teller leer bleiben würden“, resümierte Magdalena Kliver die Leitbilddiskussion des Bundesarbeitskreises Agrarpolitik des Bundes der Deutschen Landjugend.

“Jetzt muss das nur noch dem Rest der Bevölkerung klar werden“, sagte sie augenzwinkernd zum Abschluss der Klausurtagung. Daran arbeiten wir!

Quelle: Bund der Deutschen Landjugend, 24.02.2011
 
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