Lust- und mutmachender Young Farmers Day von DLG und BDL
„Packt die Koffer, solange ihr jung und verrückt genug dafür seid.“ Knapp 500 junge Landwirtinnen und Landwirte nehmen Christian Bethmanns Aufforderung vom Young Farmers Day auf der Agritechnica mit. Bethmann hat vor Jahren einen Ackerbaubetrieb in Polen gegründet. Den leitet er noch immer. Mittlerweile aber - der Familie wegen - nicht mehr vor Ort, sondern meist aus der Ferne: aus Deutschland.
Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) hatte gemeinsam mit der Jungen DLG und CEJA, dem Europäischen Rat der Junglandwirte, zum Young Farmers Day nach Hannover geladen. Mit „Mein Betrieb und ich - in der Welt zuhause“ hatten die Organisatoren wohl den Nerv der Zeit getroffen. „Selten war die Diskussion so impulsiv - voller Leidenschaft und Neugierde“, schätzt Thomas Huschle ein. Der stellvertetende BDL-Bundesvorsitzende hatte gemeinsam mit Franziska Bennecke, der Vorsitzenden der Junge DLG, moderiert.
Die Podiumsgäste hätten unterschiedlicher kaum sein können: Christoph Bethmann hatte es nach Polen gezogen, Stefan Dürr ist mittlerweile der drittgrößte Milchproduzent Russlands und bewirtschaftet 170.000 Hektar, Christoph Rosnak versucht sich seit einem Jahr in Kanada - weil ihm der Familienbetrieb in Österreich zu erfolgreich und langweilig war - und Kurt Springorum hat nicht nur einen landwirtschaftlichen Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern, sondern hält auch Schafe in Australien. Gerade überlegt er, eine Kaffeeplantage in Indonesien wiederaufzubauen.
Bei allen Differenzen wurde eins deutlich: Alles ist möglich. Wer Lust darauf hat, gut ausgebildet und motiviert ist, kann seine Zukunft überall gestalten. Natürlich ist das nicht immer leicht. Hierzulande genauso wenig wie anderswo. Aber wer sich vorher fit macht, wer gewillt ist, sich auf Land und Leute einzustellen, wer die steuerlichen Fragen und die Finanzierungshilfen vor Ort vorab klärt, kann es schaffen.
Stefan Dürr beispielsweise hatte zu Hause keine Perspektive gesehen. 14 Hektar unter sechs Geschwistern aufteilen? Er hat mit einem Praktikum in Russland angefangen und ist hängen geblieben. Die Landwirtschaft dort wird staatlich stark unterstützt. Und die Marktpreise sind hoch. Aber natürlich kann der Landwirt nicht auf allen 170.000 Hektar zugleich sein. Er setzt daher auf Standardisierung.
Doch die Rahmenbedingungen sind überall anders. Auf die müsse man sich vorbereiten, dann ließen sich auch die Krisen meistern, von denen jeder der Podiumsgäste auch erzählen konnte. Ihr Rezept: sich der positiven Seiten bewusst werden wie beispielsweise die wahren Freunde erkennen zu können oder Zeit für sich zu gewinnen.
„Wir können unsere Zukunft selbst gestalten. Es kommt auf das nötige Handwerkszeug, auf unseren Mut und unser Engagement an“, fasst die stellvertretende BDL-Vorsitzende Magdalena Kliver die spannenden Stunden zusammen. Jede/r müsse für sich entscheiden, ob er (oder sie) Arbeitgeber/in oder Arbeitnehmer/in sein wolle, ob Heim- oder Fernweh leichter zu ertragen seien, ob 200 oder 170.000 Hektar bewirtschaftet werden müssen. Dann, so die Junglandwirtin, sei alles drin.
Wie viele der Anwesenden nicht nur den Blick über den Tellerrand, sondern sogar den Sprung wagen werden, bleibt offen. Sie aber wissen, ein Abstecher zu einem der Betriebe der Podiumsgäste, Stipendien für agrarische Auslandsaufenthalte, Praktika im Ausland… wären ein erster Schritt.
Quelle: Bund der Deutschen Landjugend, 18.11.2011 |
