EuroTier mit gelungenem Kongress junger Tierhalter

Mehr als 150 Junglandwirte diskutierten beim diesjährigen Kongress Junger Tierhalter auf der EuroTier über die politischen Rahmenbedingungen und Verbraucherakzeptanz im In- und insbesondere im Ausland. Gemeinsam mit der Jungen DLG und der Jungen ISN hatte der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) den agrarischen Nachwuchs zum Young Farmers Day auf die Fachmesse nach Hannover eingeladen. Die Veranstaltung am Donnerstag stand unter dem Motto „Andere Wege gehen - mein neuer Betrieb im Ausland“.

Einig waren sich die jungen Tierhalter am Ende über zwei Dinge: „Zum einen beschäftigen die jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedin­gungen junge Landwirte weltweit, zum anderen lohnt es sich, den Schritt ins Ausland zu wagen und über den eigenen landwirtschaftlichen Tellerrand zu blicken“, so der BDL-Bundesvorsitzende Matthias Daun in seinem Schlusswort.

Nach der Einführung von Thies Winkelmann (Junge ISN) teilten vier junge Landwirte ihre Erfahrungen mit den Kongressgästen. Steven Houston zum Beispiel hat es aus Irland erst nach Bulgarien und dann nach Chile verschlagen, wo er als Angestellter einer Fondsgesellschaft einen riesigen Milchviehbetrieb führt. Sein Credo: „Investiere ins Team. Gute Arbeitskräfte sind das A und O des Erfolgs“. Gleichzeitig rät er den Junglandwirten: „Investiert auf jeden Fall in euch und eure Zukunft. Verpasst keine Möglichkeiten, euch weiterzuentwickeln.“

Der Rat hätte auch von Thomas Brunner sein können. Der Österreicher, der mit Vater und Bruder einen Betrieb mit geschlossenem Zucht- und Mastsystem für Schweine in der Ukraine betreibt, betonte die Bedeutung von gut ausgebildetem Personal. In dem vergleichsweise wenig reglementierten Land bieten sich Landwirten derzeit viele Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten, so der landwirtschaftliche Quereinsteiger, der fest davon überzeugt ist, dass sich die Ukraine wieder stabilisieren wird.

Carl Trawniczek ist nach Schweden ausgewandert. Die politischen Rahmen­bedingungen seien den deutschen recht ähnlich, sagt der junge Mann. Das spiegele sich auch in seiner Betriebsausrichtung wider. Er setzt vor allem auf Biomilchviehhaltung und Holzverarbeitung. Er hatte mit seinen Eltern einen Betrieb dort gekauft und ihn seither in Fläche und Viehzahl stark vergrößert.

Als vierte in der Runde führte Laura Becker-Rexin die jungen Agrarier nach Paraguay. Ihr Vater hatte vor 20 Jahren dort einen Rindermastbetrieb erworben. Mit 19 Jahren hat die Landwirtin den Betrieb vollverantwortlich übernommen - ohne ständig vor Ort zu leben. Sie kümmert sich seitdem im Nebenerwerb um den Betrieb. Mit gutem Personal sei das kein Problem, so die junge Frau, solange die politische Situation stabil sei. „Gemeinsam mit dem Klimawandel zählt diese zu den großen Herausforderungen“, sagt die Landwirtin. Sie berichtet von den Flächen, die immer länger austrocknen, und von der Regenzeit, in der ihr Betrieb aufgrund unbefahrbarer Anfahrtswege praktisch von der Infrastruktur abgeschnitten ist.

„Auch wenn das nach Abenteuer klingt, lohnt sich der Schritt ins Ausland vor allem deshalb, weil man von der Erfahrungen sein Leben lang profitiert. Ganz egal, ob während der Ausbildung oder mitten im Berufsleben, egal ob für ein paar Monate oder für immer“, so Henrik Schweder, der gemeinsam mit Stefan Teepker (Junge DLG) den Abend moderierte. Es sei bemerkenswert, dass alle vier Podiumsgäste davon berichteten, wie freundlich und vorurteilsfrei sie in dem jeweiligen Land aufgenommen und unterstützt worden sind, betonte der stellv. BDL-Bundesvorsitzende. „Es war für uns alle eine spannende Runde, weil jeder unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat und dennoch optimistisch an die Arbeit geht“, so Schweder nach dem Young Farmers Day am Donnerstag.

Quelle: Bund der Deutschen Landjugend, 14.11.2014